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Können Flamingos fliegen?

Flamingo beim Losfliegen

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Ja, Flamingos können fliegen. Die meisten Fotos von ihnen entstehen allerdings am Boden im seichten Wasser. Schließlich halten sie sich meist dort auf, um nach Nahrung zu suchen. In Zoos fliegen die rosaroten Vögel nicht davon, da sie dort flugunfähig gemacht werden. Hier kommt der Irrtum her, sie könnten nicht fliegen. Das stimmt aber nicht.

Inhaltsverzeichnis

Denkt man an Vögel, dann stellt man sich meist vor, wie sie durch die Lüfte gleiten.

Gerade große Vogelarten sind dazu allerdings nicht immer in der Lage. Da müssen wir nur an das Emu, den Vogelstrauß oder das längst ausgestorbene Moa denken. Sie haben zwar Flügel, können mit ihnen aber nicht abheben.

Wie sieht es allerdings mit dem Flamingo aus?

Die anmutigen Vögel sind bei uns am ehesten im Zoo zu bewundern. Und dass meist unter freiem Himmel – ohne zu verschwinden. Ganz logisch also, dass sie genauso flugunfähig wie die genannten Kameraden sind – oder?

Die Antwort wird viele sicherlich verblüffen. Sie lautet nämlich:

Flamingos können sehr wohl fliegen!

Und dass sogar mit bis zu 60km/h über eine Strecke von bis zu 600km pro Nacht. 

Ihr schlanker Körperbau mit langem Hals und Beinen ähnelt nämlich eher einem Storch oder Kranich. Und genauso wie sie, sind auch Flamingos wahre Flugexperten.

Sie können sich nämlich in eine Höhe von 3-4 km aufschwingen. Dort ist die Luft besonders dünn. Ein einzelner Flügelschlag kann sie somit entsprechend weit tragen. Kommt nun noch der ideale Wind hinzu, erledigt sich das Fliegen fast von allein.

Kein Wunder also, dass sie sich über lange Zeit in der Luft halten können.

Gilt das für alle Flamingoarten?

Ja, alle Flamingos können fliegen. Sie leben aber an unterschiedlichen Orten.

Je nach ihren Lebensumständen, fliegen sie daher mehr oder weniger oft. Auch die Distanz kann dadurch stark variieren.

Gelernt wird schon im Kindesalter

„Früh übt sich“, gilt dabei auch in diesem Fall.

Auch Flamingos kommen allerdings erst einmal nackt zur Welt. Und – außer im Schlaraffenland – hat sich so hat natürlich noch kein Vogel in die Lüfte erhoben. Die Jungvögel müssen sich daher erst einmal gedulden, bis sie anständig bekleidet sind.

Und das erfordert etwas Geduld.

Das Federkleid wächst nämlich i.d.R. erst nach ca. 11 Wochen. Anschließend müssen die Flugfedern erst einmal lang genug – und damit funktionstüchtig – werden.

Die ersten Flugversuche starten dann mit ca. 2-3 Monaten.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Federn sogar noch grau, statt das gewohnte rosa. Die eher weniger anmutigen Flugmanöver können so also noch relativ unauffällig von statten gehen.

So fliegt der geübte Meister

Einmal gelernt, wird der Flugvorgang schnell zur Routine.

Abheben und Landen können Flamingos dann zu Land oder Wasser. Alles, was sie dazu benötigen, ist eine kurze Start- bzw. Landebahn.

Abheben

Ist diese frei, beginnen sie zum Losfliegen schnell mit den Flügeln zu schlagen. Gleichzeitig treten sie mit den Beinen, um vorwärts zu kommen. Heben sie ab, müssen sie nur noch mit ein paar kräftigen Flügelschlägen beschleunigen.

In der Luft halten sie den Hals gestreckt. Die Beine lassen sie dabei nach hinten baumeln. Sie nehmen somit die Form eines Pfeils an, wodurch sich ihr Luftwiderstand verringert.

Die Flügelschläge setzen sie dabei schnell und regelmäßig fort.

Landung

Zur Landung nehmen sie wieder eine aufrechte Position ein. Dazu heben sie ihren Kopf nach oben und strecken die Beine nach vorne.

Auf diese Weise können sie ihren Flug zunehmend verlangsamen, bis sie schließlich in den Gleitflug übergehen und auf dem Boden aufsetzen. Den Aufprall dämpfen sie dabei mit ein paar Schritten.

Direkt danach nehmen sie wieder die gewohnte anmutige Haltung ein.

Sind Flamingos auch Zugvögel?

Eine häufige Motivation zu fliegen, liegt für viele Vögel auf der Hand. Sie müssen sich nämlich in den kalten Monaten in wärmere Gebiete zurückziehen.

Trifft das allerdings auch auf Flamingos zu?

Ja, einige Flamingos sind Zugvögel.

Beispiele sind:

  • Der Rosaflamingo: Er brütet im Sommer u.a. im heimischen NRW. Im Winter verlagert er sich jedoch in die südlichen Niederlande.
  • Der Andenflamingo: Er brütet in den Anden, tausende Meter über dem Meeresspiegel. Im Winter siedelt er anschließend in die wärmeren Gefilde der Pazifikküste um.

Das gilt allerdings nicht für alle Flamingoarten. Manche von ihnen bleiben nämlich auch das gesamte Jahr über am selben Ort.

Fliegen Flamingos dabei in Formation?

Legen Flamingos eine größere Stecke zurück, schließen sie sich i.d.R. in größeren Gruppen zusammen.

Diese können bei einer ganzen Kolonie aus Tausenden von Tieren bestehen. Flattern diese dicht beieinander, lässt sich der Luftwiderstand leichter überwinden. Mit jedem Flügelschlag wird nämlich Luft nach hinten gepresst, die den nachfolgenden Vögeln Aufschwung verleiht. Das spart Energie und lässt sie entsprechend länger durchhalten.

Auch die eingenommene Formation hilft ihnen, den Wind optimal zu nutzen. Beobachtete Optionen sind z.B.:

  • V-Formation (am häufigsten)
  • Eine ungleichmäßige Linie
  • Kugelförmige Formation

Dabei ist – wie bei Gänsen – konstante Kommunikation erforderlich. Die Geräusche helfen ihnen, sich zu organisieren, sich über ihren Standort und Gefahren auszutauschen.

 

Fun Fact

Eine Gruppe Flamingos wird im Englischen als „Flamboyance“ bezeichnet.

Gibt es noch weitere Gründe zum Fliegen?

Es gibt allerdings auch Flamingoarten, bei denen es sich um Standvögel handelt.

Sie leben größtenteils am selben Ort. Trotzdem wechseln auch sie regelmäßig per Flug die Position.

Die häufigsten Gründe dafür sind:

  • Imponierverhalten: Kunstvolle Flüge können dazu dienen, den Weibchen zu imponieren. Die Männchen kreisen dazu einfach ein paar Mal über der Kolonie.
  • Brutplatzsuche: Zur Aufzucht der Jungen kehren Flamingos i.d.R. an ihren eigenen Geburtsort zurück. Auch das erfordert natürlich einen Positionswechsel per Flug.
  • Nahrungssuche: Befindet sich die Nahrung anschließend an einem anderen Ort als der Brutplatz, sind auch von dort regelmäßige Nahrungsflüge notwendig.
  • Veränderungen des Wassers: Es kann außerdem passieren, dass sich Temperatur oder Wasserqualität am Nahrungsgrund verändert. In diesem Fall müssen sie ebenfalls einen anderen See aufsuchen.
  • Störungen: Werden die Flamingos von Menschen oder Raubtieren gestört, wechseln sie außerdem die Position, um ihnen auszuweichen.

Fliegen Flamingos häufig?

Die zahlreichen Gründe für das Flugverhalten sorgen dafür, dass die Vögel regelmäßig in der Luft unterwegs sind.

Die Mauser – also die regelmäßige Erneuerung ihrer Flugfedern – erfolgt daher über längere Zeit. So bleibt sichergestellt, dass sie jederzeit abheben können.

In Gefangenschaft wird das Federkleid allerdings häufig auf einen Schlag ausgetauscht. Die neuen Federn wachsen dann über ca. 3 Wochen nach. In dieser Zeit sind die Vögel vorübergehend flugunfähig.

Warum fliegen Flamingos im Zoo nicht weg?

Im Zoo sind Flamingos allerdings das ganze Jahr über in weitläufigen Freigehegen zu bestaunen. Eine Überdachung ist dabei weit und breit nicht zu sehen. Und dass, obwohl sie mit brandneuem Federkleid wieder allzeit flugbereit sind.

Wieso machen sie sich dort also nicht direkt aus dem Staub?

Ganz einfach: Weil sie nicht können.

Zoos sind nämlich gesetzlich dazu verpflichtet, die Tiere nicht entkommen zu lassen. Sie haben daher die folgenden Möglichkeiten:

A

Die „Zoo Experience“ für die Besucher beschneiden, indem sie die Vögel in riesigen Volieren halten.

B

Die Flugfähigkeit der Vögel beschneiden.

Die Wahl fällt dabei für die meisten auf Option B.

Schließlich ziehen Freigehege mehr Besucher an. Bau und Instandhaltung von Volieren sind zudem nicht gerade billig.

Diese Methoden machen Flamingos flugunfähig

Um die Vögel im Zoo flugunfähig zu machen, kommen – je nach Zoo – verschiedene Methoden zum Einsatz.

Diese sind:

  • Stutzen der Flügel (kurzfristig): Hierbei werden an einem oder beiden Flügeln die Schwungfedern gestutzt. Sie wachsen anschließend allerdings wieder nach. Der Vorgang muss daher nach jeder Mauser wiederholt werden. Nachteile: Stress beim Einfangen
  • Zerstören der Federfollikel (dauerhaft): Hierbei wird dauerhaft verhindert, dass die Federn wachsen können. Dazu werden die Federfollikel entweder per Laser zerstört, verödet oder chirurgisch entfernt. Nachteile: Stress beim Einfangen, Schmerz
  • Amputation, auch „kupieren“ genannt (dauerhaft): Bei dieser Methode wird kurz nach dem Schlüpfen ein Teil des Flügelknochens abgetrennt. Nachteile: Stress beim Einfangen, Schmerz

Die Methoden kommen nicht nur bei Flamingos, sondern auch bei Pfauen, Pelikanen, Gänsevögeln und anderen großen Vögeln in Freigehegen zum Einsatz.

Lesen Sie dazu auch: Können Pfaue fliegen?

2016 wurden so ca. 10.000 flugunfähige Vögel in deutschen Zoos und Tierparks gehalten.

So rechtfertigen sich die Zoos

Die Zoos begründen dieses Vorgehen auf verschiedene Art. Die häufigste Rechtfertigung lautet dabei: Fliegen spiele bei Wasservögeln keine große Rolle.

Wie dieser Artikel zeigt, ist das allerdings alles andere als wahr.

Hinzu kommt, dass die Tiere ohne dieses Grundbedürfnis stark eingeschränkt sind. Und dass nicht nur bei der Fortbewegung, sondern auch bei der Fortpflanzung. Sie neigen laut einer Studie nämlich dazu, das Gleichgewicht zu verlieren.

Das Gesetz stellt sich dagegen

Das Gesetz stellt sich diesen Praktiken daher klar entgegen. Dort heißt es nämlich:

„Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.“

Trotzdem wurden die Maßnahmen über lange Zeit geduldet. Zoos hatten sich nämlich darauf berufen, dass im Einzelfall nach tierärztlichem Rat Ausnahmen zugelassen sind.

2015 hat die Deutsche Bundesregierung allerdings klargestellt:

„Beim routinemäßigen Flugunfähigmachen von Vögeln handelt es sich um eine zootechnische Maßnahme und nicht um eine ‚tierärztliche Indikation im Einzelfall‘. Insofern verstößt eine solche Praxis gegen das Tierschutzgesetz.“

So reagierten die Zoos

Die Zoos reagierten darauf auf unterschiedliche Weise. Hier zwei Beispiele:

Beispiel: Köllner Zoo

In diesem Zoo war bislang Amputation gang und gäbe. Dabei wurde den Vögeln kurz nach dem Schlüpfen mit einem Glühdraht der Flügelknochen abgetrennt.   

Auf die Klarstellung der Bundesregierung äußerte sich Direktor Theo Pagel wie folgt:

„Ich muss dafür sorgen, dass sie nicht wegfliegen – sonst mache ich mich strafbar.“ Aber: „Wir können nicht alles überdachen oder baulich so verändern, dass die Vögel hier bleiben.“

Sein Zoo entschied sich daher dafür, die Nachzucht der Tiere einzustellen.

Pagel befürchtete, dies könnte langfristig die Zuchtprogramme für seltene und bedrohte Arten einschränken.

Beispiel: Zoo Rheine

Der Zoo Rheine schlug dagegen eine andere Richtung ein.

Er versuchte stattdessen, den Vögeln den Platz zum Losfliegen zu nehmen.

Das sollte mit hohen Hecken und speziellen Teichen erreicht werden.

Wie sieht es heute aus?

Das weiß leider niemand so genau. Die Zoos unterliegen nämlich keiner Dokumentations- oder Meldepflicht.

Die Kontrolle fällt somit den Bundesländern zu.

Diese können aus der Ferne allerdings nicht erkennen, ob die gehaltenen Vögel flugunfähig gemacht wurden. Sie müssten sie daher zunächst aufwendig einfangen – zu viel Stress für Tiere und die Kontrollinstanz zugleich.

In der Praxis fällt die Kontrolle somit ganz einfach unter den Tisch.

Die stillschweigende Duldung setzt sich damit auch weiterhin fort. Wie viele Zoos die Praxis weiterhin betreiben, ist somit nicht bekannt.

Fazit: Flamingos können fliegen

Flamingos können nicht nur fliegen, sie sind sogar wahre Flugkünstler. Als solche erreichen sie mit Leichtigkeit bis zu 60km/h und legen in einer einzigen Nacht Strecken von bis zu 600km zurück.

Im Zoo sieht man sie allerdings meist in Freigeheben, aus denen sie nicht entkommen. Das liegt ganz einfach daran, dass sie dort oft flugunfähig gemacht werden.

Das Gesetzt verbietet diese Praktiken zwar. Aufgrund mangelnder Kontrollen, werden sie aber vermutlich auch weiterhin vorgenommen.

Quellen

Picture of Janine

Janine

Janine zeichnet schon seit ihrer Kindheit eine tiefe Begeisterung für Tiere und die Natur aus. Als kreative Kraft hinter Vogelfutterhaus hat sie nun Jahre damit verbracht, in die faszinierende Welt der Vögel einzutauchen und wertvolle Ressourcen für Vogelliebhaber zusammenzustellen.

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