Vogelfutterhaus Vögel Können Pfaue fliegen?

Können Pfaue fliegen?

Männlicher blauer Pfau zur Balzzeit

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Ja, Pfaue können fliegen. Sie tun es aber nur ca. 2% ihrer Lebenszeit, um Hindernissen und Gefahren am Boden auszuweichen. Sie fliegen außerdem am Abend in einen Baum, um dort sicher zu schlafen. Sie können daher nur bis zu 2,5m hoch und 90m weit fliegen. Die langen Schwanzfedern behindern sie dabei erstaunlicherweise nicht.

Inhaltsverzeichnis

Pfaue sind besonders für ihr faszinierendes Aussehen bekannt und werden nicht selten als einer der schönsten Vögel der Welt bezeichnet. Gerade die Männchen stechen dabei mit ihren eindrucksvollen Schwanzfedern aus der Vogelwelt heraus. Sie können zu einem Rad aufgestellt werden und bringen damit dutzende blau funkelnde Augen zum Vorschein. Sie sollen nicht nur Weibchen, sondern auch potenzielle Feinde beeindrucken.

Das bedeutet allerdings auch, dass die Tiere eine bis zu 1,5m lange Schleppe hinter sich herziehen müssen. Und die bringt natürlich so einiges auf die Waage.

Kein Wunder also, dass man sie normalerweise am Boden findet.

Schnell kommt da die Frage auf: Können Pfaue eigentlich fliegen?

In diesem Artikel verraten wir Ihnen die Antwort!

Wie hat sich die Fähigkeit zu fliegen entwickelt?

Hier sind sich die Wissenschaftler leider noch nicht vollkommen einig.

In den letzten Jahrzehnten konnten Paläontologen belegen, dass sich die Vögel aus den Dinosauriern (genauer gesagt, den Theropoden) entwickelt haben. Noch wurden allerdings nicht genügend Fossilien gefunden, um die Evolution des Fliegens lückenlos zusammensetzen zu können.

Wie genau sich die ersten Vögel in die Lüfte erhoben haben, ist daher eine noch immer andauernde Debatte.

Dabei gibt es vor allem 3 Hypothesen [1]:

  • Vom Boden aus: Die Tiere sind gerannt, gesprungen, haben mit den Flügeln geschlagen und sich in die Lüfte erhoben (Cursorialtheorie)
    Aktueller Status: Stark umstritten
  • Von Bäumen aus: Die Tiere sind mit gespannten Flügeln von Ästen gesprungen und durch die Lüfte geglitten. (Arborealtheorie) Aktueller Status: Etwas wahrscheinlicher, aber an den aktuellen Fossilien nicht belegbar
  • Eine Kombi: Die Tiere sind an einem Baum hochgerannt und haben mit den Flügeln geschlagen, um sich in der Luft zu halten und ihn zu erklimmen. (wing-assisted incline running, kurz WAIR) Aktueller Status: Am wahrscheinlichsten und auch heute praktiziert

Schon gewusst?

Längere Zeit galt Archaeopteryx als Urvogel schlechthin. Eine kürzliche Studie [2] hat allerdings ergeben, dass sich die Fähigkeit zu fliegen gleich in mehreren Linien unabhängig voneinander entwickelt hat. Mittlerweile wurden außerdem noch ältere potenzielle Vögel wie Anchiornis, Xiaotingia und Aurornis entdeckt.  

Empfehlung

Wer Interesse an der Evolution der Vögel hat, der kann sich diesen kostenlosen Online-Kurs der University of Alberta auf Coursera ansehen: „Paleontology: Theropod Dinosaurs and the Origin of Birds“ [3]

Was bringt es Vögeln zu fliegen?

Was allerdings nicht angezweifelt wird, ist, dass die meisten der heutigen 10.000 Vogelarten fliegen können.

Die Fähigkeit bringt nämlich gleich mehrere Vorteile mit sich:

  • Sicherheit: Sie können Raubtieren am Boden ausweichen.
  • Nahrung: Sie können Beute in der Luft jagen.
  • Migration: Sie können neue Lebensräume erschließen (z.B. andere Orte, Bäume, Klippen etc.).

Schon gewusst?

Alle modernen Vögel gehören zu den Neornithes. Sie gingen in der Jurazeit aus den ursprünglich nicht flugfähigen Raubdinosauriern (Theropoden) hervor. Sie haben daher als einzige von ihnen das großen Massenaussterben überlebt.

Flugfähige Amsel vs flugunfähiger Vogelstrauß

Wieso können manche Vögel nicht fliegen?

Um sich diese Vorteile zu sichern, müssen die Tiere allerdings einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören:

  • Niedriges Gewicht
  • Hohe Aerodynamik
  • Flügel/Schwanzfedern mit guter Manövrierfähigkeit
  • Starke Muskeln, um sich in der Luft zu halten

Das hat natürlich einen entsprechenden Preis.

Voraussetzung zum Fliegen Evolutionäre Kosten
Der Körper muss leicht, aerodynamisch und wendig sein.
Sie sind klein, zerbrechlich und können sich schlecht verteidigen.
Sie brauchen starke Muskeln.
Sie verbrauchen viel Energie und müssen daher viel fressen.

Was aber, wenn es sich nicht mehr lohnt, ihn zu zahlen?

Das ist vor allem bei Vögeln der Fall, die sehr isoliert – z.B. auf einer Insel – leben. Dort gibt es oft nur wenige Raubtiere. Sie können daher genügend Nahrung am Boden finden und sind an Ort & Stelle vollkommen zufrieden.

Also verzichten sie ganz einfach aufs Fliegen.

Das bedeutet für sie:

  • Sie können größer werden.
  • Sie können ihre Flügel und Schwanzfedern anders nutzen.
  • Sie können für den Notfall andere Verteidigungsmechanismen entwickeln (z.B. Klauen oder schnelles Rennen alla Vogelstrauß).

Insgesamt gibt es daher 60 Vögel weltweit, die nicht mehr fliegen können. Zu ihnen zählen z.B. der Strauß, das Emu oder der Kiwi.

Gehört aber auch der Pfau dazu?

Schon gewusst?

Vögel können entweder fliegen oder sich verteidigen. Die Evolution lässt nämlich nicht beides gleichzeitig zu. Das hat eine Studie [4] der University of Massachusetts von 2022 festgestellt.

Wie sieht es mit Pfauen aus?

Pfaue sind im Grunde ein Zwischending.

Wieso das?

Sie zählen zu den Hühnervögeln und sind damit am nächsten mit Fasanen, Hühnern und Truthähnen verwandt.

Sie sind daher an ein Leben am Boden angepasst.

Dort finden sie als Allesfresser genügend Nahrung. Auf dem Speiseplan stehen dabei nicht nur Früchte und Samen, sondern auch kleine Insekten und Reptilien wie Eidechsen. Werden sie dabei gestört, haben sie außerdem entsprechende Verteidigungsmechanismen entwickelt.

Hier ihre Anpassungen:

  • Sie sind größer als gewöhnliche Vögel.
  • Sie können ihre Federn zum Rad aufstellen, um Feinde abzuschrecken.
  • Sie können bis zu 30km/h schnell rennen.
  • Sie haben scharfe Krallen, um sich zur Wehr zu setzen.

Vollkommen verloren haben sie die Flugfähigkeit aber nicht.

Können Pfaue fliegen?

Mit anderen Worten: Ja, Pfaue können fliegen!

Und dass alle 3 Arten (Blauer Pfau, Grüner Pfau und Kongopfau). Sie nutzen diese Fähigkeit aber eher als Ausnahme, um:

  • Raubtieren auszuweichen, denen sie anders nicht entkommen
  • Größere Hindernisse zu überwinden
  • Einen sicheren Schlafplatz anzufliegen (z.B. einen Baum, einen Felsen oder ein Gebäude)

Sie verbringen daher nur ca. 2% ihrer Lebenszeit in der Luft.

Schon gewusst?

Pfaue sind sehr wachsam und warnen bei Gefahr auch andere Tiere mit markerschütternden Schreien. Sie werden daher auch als Wachtiere gehalten.

Wann lernen Pfaue fliegen?

Da das Fliegen auch zum Schutz vor Raubtieren dient, lernen Pfaue es so früh wie möglich. Theoretisch sind sie schon wenige Tage nach dem Schlüpfen dazu in der Lage.

Die richtige Technik zu lernen, dauert allerdings etwas länger. Die Mutter regt die jungen Pfauen daher am Abend an, zu üben.

Wann sie schließlich kompetent sind, kann von Vogel zu Vogel variieren. Mit ca. 6 Monaten werden sie allerdings unabhängig. Bis dahin sollten sie das Fliegen also spätestens gemeistert haben.

Wie weit, hoch und schnell können Pfaue fliegen?

Einen echten Flugkünstler sollte man allerdings auch dann nicht erwarten.

Höhe: Ausgewachsene Pfauen können zwar schnell und fast vertikal vom Boden abheben. Da sie aber meist nur bis in den nächsten Baum fliegen, steigen sie nur auf ca. 2,5m auf. Strengen sie sich wirklich an, dann können sie aber auch Baumkronen von bis zu 8m erreichen.

Distanz: Fast genauso schnell wie der Flug beginnt, endet er meist auch wieder. Im Normalfall fliegen Pfaue nämlich nur über eine kurze Strecke von bis zu 90m. Das ist etwas weiter als ein Huhn, aber nicht ganz so weit wie ein Truthahn. Im Notfall können sie sich allerdings auch bis zu 1km in der Luft halten.

Geschwindigkeit: Durch die kurze Flugzeit, ist es schwer eine genaue Geschwindigkeit zu ermitteln. Da sie nicht zu den Zugvögeln zählen, kommt es für sie darauf eben einfach nicht an.

Können Pfaue fliegen

Schränken die Schwanzfedern Pfaue beim Fliegen ein?

Behindern die Männchen dabei nicht ihre langen Schwanzfedern?

Schließlich sind sie zum Höhepunkt der Balz:

  • Aus bis zu 150 Federn zusammengesetzt
  • Bis zu 1,5m lang
  • Bis zu 300g schwer (ca. 7% des Körpergewichts)

Davon sind bisher auch die Forscher ausgegangen. Eine Studie [5] der University of Leeds von 2014 hat diese Vermutung allerdings nicht bestätigt. Laut ihr machen die Schwanzfedern beim Abflug keinen Unterschied. Auch eine Studie [6] von Nathan K. Thavarajah et al. von 2016 hat dieses Ergebnis bestätigt.

Die Schwanzfedern bedeuten im Flug nämlich:

  • Den doppelten Luftwiderstand, der aber problemlos überwunden werden kann.
  • Einen geringeren Energieverbrauch
  • Uneingeschränkte Manövrierfähigkeit

Die Schwanzfedern schränken Pfaue daher nicht beim Fliegen ein.

"Man würde denken, dass sich der Pfauenschweif negativ auf die Flugfähigkeit auswirkt. Keine feststellbaren Auswirkungen darauf zu finden, war daher ein bisschen überraschend. Die Vögel scheinen daher weniger Nachteile für ihre Attraktivität zu haben, als wir bisher dachten."

Geringe evolutionäre Kosten bringen die Schwanzfedern allerdings schon mit sich.

  • Die Männchen verbrauchen nämlich ca. 3% ihrer Tagesenergie dafür, sie wachsen zu lassen.
  • Sie könnten sie außerdem beim Rennen behindern.
  • Sie könnten sich negativ auf die Stabilität im Flug auswirken.

Hierzu sind allerdings noch weitere Studien notwendig.

Schon gewusst?

Bei dem Federschweif mit den funkelnden Augen handelt es sich streng genommen gar nicht um Schwanzfedern. Er befindet sich nämlich davor und wird über die Muskulatur zum beeindruckenden Rad aufgestellt.

Blauer Pfau im Zoo

Warum fliegen Pfaue im Zoo nicht weg?

Das klingt alles schön und gut. Warum sind Pfaue im Zoo dann allerdings so oft in Freigehegen zu sehen? Würden sie dort dann nicht einfach wegfliegen?

Ja, würden sie.

Und genau deswegen werden sie dort meist flugunfähig gemacht. Eine Maßnahme, die Zoos mit allen größeren Vögeln durchführen.

Lesen Sie dazu auch: Können Flamingos fliegen?

Auch mit gestutzten Flugfedern können sie allerdings noch aus einer Höhe von bis zu 8m zu Boden gleiten. Für ihre Haltung sind daher trotzdem hohe Zäune notwendig.

Fliegender Blauer Pfau

Fazit: Ja, Pfaue können fliegen

Pfaue können fliegen und tun es in freier Wildbahn auch ab und zu. Sie leben allerdings die meiste Zeit am Boden, wo sie wie Hühner nach Nahrung scharren. In die Luft erheben sie sich nur 2% ihrer Zeit: Nämlich, um Hindernissen oder Raubtieren auszuweichen. Sie fliegen am Abend außerdem in einen Baum, um dort sicher zu schlafen. Sie können daher nur bis zu 8m hoch und 1km weit fliegen.

Ihre langen Schwanzfedern behindern sie dabei nicht.

In Zoos werden Pfaue aber meist flugunfähig gemacht. Dazu werden ihnen i.d.R. die Schwanzfedern gestutzt. So können sie aus den Freigehegen nicht entkommen.

Quellen

  • [1] R. Junker. Vogelfedern und Vogelflug. Studium Integrale Journal, Mai 2018; 25 (1): 20-27. Link.
  • [2] S. Hartman, M. Mortimer, W.R. Wahl, et al. A new paravian dinosaur from the Late Jurassic of North America supports a late acquisition of avian flight. PeerJ. 2019 Jul 10;7:e7247. DOI: Link.
  • [3] P.J. Currie. Paleonthology: Theropod Dinosaurs and the Origin of Birds. University of Alberta MOOC. Coursera: Link.
  • [4] J. C. T. Menezes, A. V. Palaoro. Flight hampers the evolution of weapons in birds. Ecology Letters, 2022; 25 (3): 624 DOI: Link.
  • [5] G. N. Askew. The elaborate plumage in peacocks is not such a drag. Journal of Experimental Biology, 2014; 217 (18): 3237 DOI: Link.
  • [6] N. Thavarajah, P. Tickle, R. Nudds, et al. The peacock train does not handicap cursorial locomotor performance. Sci Rep 6, 36512 (2016). DOI: Link.

Janine

Janine

Janine zeichnet schon seit ihrer Kindheit eine tiefe Begeisterung für Tiere und die Natur aus. Als kreative Kraft hinter Vogelfutterhaus hat sie nun Jahre damit verbracht, in die faszinierende Welt der Vögel einzutauchen und wertvolle Ressourcen für Vogelliebhaber zusammenzustellen.

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