Ja, Igel können schwimmen. Sie bewegen sich dabei mit ihren Beinen und ihrem Schwanz fort und können sich sogar auf ihren Stacheln treiben lassen – ganz wie auf einer Luftmatratze. Auf Nahrungssuche können sie so einen halben Kilometer oder mehr zurücklegen. Sie können das Wasser aber nur verlassen, wenn das Ufer flach ist. Teiche oder Swimmingpools werden so oft zur Todesfalle, wenn sie nicht gerettet werden. Es sollte daher immer eine Ausstiegsmöglichkeit geben.
Inhaltsverzeichnis
Igel zählen in unseren Gärten zu den wohl häufigsten und beliebtesten Besuchern. Oft befinden sich darin allerdings auch Teiche oder Swimmingpools.
Viele Gartenbesitzer stellen sich daher die Frage: Was passiert, wenn sie hineinfallen?
Können Igel schwimmen?
Die Antwort ist für viele unerwartet: Ja, Igel können schwimmen.
Das bestätigt auch der britische Zoologe und führende Igelforscher Pat Morris in einem seiner Bücher*. Laut ihm können sie pro Nacht nämlich mehr als 0,8km im Wasser zurücklegen.
Dabei überqueren sie nicht nur Flüsse, sondern schwimmen sogar bis in die Mitte von Seen.
Werden sie müde, dann rollen sie sich einfach auf den Rücken und lassen sich auf den Stacheln treiben. Sie sind nämlich hohl und mit Luft gefüllt – wie eine kleine Luftmatratze.
Das widerlegt die Behauptung, Igel wären wasserscheu und hätten keine Ausdauer.
Ihr Körperbau ist aber nicht ideal
Was stimmt ist allerdings, dass ihr Körperbau dafür nicht optimiert ist.
Sie sind nämlich klein und gedrungen – nicht gerade stromlinienförmig. Sie müssen sich zur Fortbewegung daher auf ihre kurzen Beine und ihren Schwanz verlassen.
Zwischen ihren Zehen befinden sich außerdem keine Schwimmhäute, die ihnen die Fortbewegung im kühlen Nass erleichtern.
Hinzu kommt, dass ihr Fell nicht wasserdicht ist. Es besteht nämlich aus Deckhaaren mit Unterwolle, die im Wasser durchaus durchnässt werden. Ist das Wasser kalt, beginnen Igel daher entsprechend schnell zu frieren.
Warum schwimmen Igel dann?
Ganz einfach: Zur Nahrungssuche.
Wittern sie am anderen Ende eines Flussufers z.B. einen leckeren Snack, dann müssen sie das Wasser überqueren, um ihn zu erreichen.
Auch das Wasser selbst kann ihnen als Nahrungsquelle dienen. Schließlich zieht es Insekten und Amphibien an. Wenn sie die Chance haben, fressen Igel nämlich auch Frösche, Kröten, Molche und sogar den ein oder anderen Fisch.
Fun Fact: Auch Tierschützer wissen längst Bescheid, dass Igel im Wasser durchaus zurechtkommen. Sie nutzen nämlich kleine Planschbecken, um die Tiere nach Verletzungen zu rehabilitieren.
In diesem BBC Video sieht man z.B. eine Tierschützerin, die per Hydrotherapie wieder die Muskelmasse im Bein eines kleinen Patienten aufbaut:
Schwimmen Igel auch, um sich zu reinigen?
Nein, Igel schwimmen nur, um an Nahrung zu gelangen. Nicht allerdings, um sich im Wasser zu reinigen. Eine solche Badesession würde nämlich die natürlichen Öle ihrer Hautoberfläche beschädigen.
Wie viele andere Tiere, bevorzugen sie stattdessen ein ausgiebiges Sandbad.
Trotzdem kann Wasser zur Todesfalle werden
Obwohl Igel sich im Wasser durchaus zurechtfinden, kann es trotzdem zur Todesfalle für sie werden. Sie werden nämlich leider immer wieder ertrunken in Gartenteichen oder Swimmingpools gefunden.
Woran kann das aber liegen?
- Zum einen sind sie keine vorausschauenden Planer, die ihre Route im Voraus festlegen. Sie halten daher keine Ausschau nach einer Stelle, an der sie das Wasser wieder verlassen können.
- Hinzu kommt, dass sie gerne vom Wasserrand ins Wasser springen – ganz in YOLO-Manier. Angst vorm Fallen scheinen sie nämlich auch nicht zu haben. Schließlich wissen sie, dass ihre Stacheln im Notfall als Stoßdämpfer fungieren können.
In der Natur geht das in den meisten Fällen auch gut. Bei natürlichen Gewässern findet sich nämlich meist eine flache Uferstelle, an der sie hinausklettern können.
Künstliche Gewässer werden aber oft zur Gefahr:
- Gartenteiche haben meist rutschige, steile Ränder, an denen ihre Pfoten keinen Halt finden. Das gilt besonders für die üblichen steifen Wannen.
- Swimmingpools sind sogar noch schlimmer. Ihre Ränder sind nämlich in der Regel vollkommen vertikal und stellen somit ein unüberwindbares Hindernis dar.
Findet der Igel keinen Ausweg, hilft ihm auch nicht, dass er länger schwimmen und sich treiben lassen kann. Irgendwann geht ihm die Kraft aus und er ertrinkt.
Es sei denn, er wird rechtzeitig gefunden und gerettet!
So helfen Sie einem Igel im Wasser
Als stolzer Teich- oder Gartenbesitzer sollten Sie daher wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollten.
Hier eine kurze Anleitung:
Tägliche Kontrolle: Prüfen Sie jeden Morgen, ob sich ein Igel ins Wasser verirrt hat.
Fluchtweg anbieten: Ist das der Fall, dann bieten sie ihm zunächst einen Fluchtweg an. Dazu reicht es vielleicht schon aus, wenn sie ein Holzbrett ins Wasser legen. Beobachten Sie anschließend, ob er von alleine hinausklettert und sich selbst rettet.
Zur Rettung kommen: Wenn nicht, dann müssen Sie ihm behilflich sein. Ziehen Sie sich dazu zunächst Gartenhandschuhe an, um sich vor den Stacheln zu schützen. Danach können Sie ihn vorsichtig mit einem Handtuch aus dem Wasser heben.
Der Igel wird sich dabei wahrscheinlich einrollen. Und das ist auch gut so. Sollte er Ihnen aus der Hand fallen, sind so nämlich zumindest schon seine Stoßdämpfer aktiviert.
Zustand beobachten: Setzen Sie den Igel anschließend an eine trockene Stelle und beobachten Sie, wie er sich verhält. Unter Umständen macht er sich hier sofort aus dem Staub.
Bleibt er sitzen, dann sollten Sie ihn in eine Box auf ein warmes Handtuch setzen. Bieten Sie ihm darin auch etwas Wasser und Futter (z.B. Katzenfutter) an. So kann er sich noch etwas erholen.
Ggf. Wildtierhilfe verständigen: Wirkt der Igel nach längerer Zeit (spätestens ein paar Stunden) noch lethargisch, dann benötigt er noch weitere Hilfe. Er könnte nämlich zu erschöpft, unterkühlt oder verletzt sein. Kontaktieren Sie in diesem Fall die lokale Wildtierhilfe.
So werden Teich & Swimmingpool igelsicher
Was allerdings, wenn sich das Unglück nachts ereignet, wenn die Tiere am aktivsten sind?
Dann ist vor allem Vorbeugung gefragt!
Hier daher die wichtigsten Maßnahmen, um das Wasser igelsicher zu machen.
Teiche
Schaffen Sie mindestens auf einer Seites Ihres Gartenteiches ein flaches Ufer. Auf diese Weise können sich Wildtiere selbst hinausretten.
Alternativ können Sie den Teich auch einzäunen oder abdecken.
Hier ein paar Optionen:
Steine oder umgedrehte Blumentöpfe: Ragen sie aus dem Wasser, dann können sie als einfacher Ausstieg dienen.
Holzrampe: Legen Sie ein Holzbrett ins Wasser, dann kann auch dieses als Fluchtweg genutzt werden. Damit die Oberfläche für die Igelpfötchen nicht zu rutschig wird, muss es allerdings dauerhaft sauber gehalten werden.
Fluchtinsel: Ist der Teich besonders tief, können Sie auch eine schwimmende Fluchtinsel* mit einer Rampe ins Trockene verwenden. Sie wird im Handel angeboten und erfordert etwas weniger Pflege. Aber Achtung: Prüfen Sie vor dem Einsatz, ob die Rampe dem Gewicht eines Igels standhalten kann!
Drahtgitter: Natürlich können Sie auch von Vornherein das Hineinfallen verhindern. Das geht z.B., indem Sie den Teich abdecken. Hier ist ein engmaschiges Drahtgitter zu empfehlen. Netze sind nicht geeignet, da sich Igel – und andere Wildtiere – darin verheddern können.
Zaun: Auch ein Zaun kann Igel vom Wasser fernhalten. Er sollte allerding so ausgewählt werden, dass sie nicht darin steckenbleiben können. Stabmattenzäune und Maschendrahtzäune sind hier bereits bekannte Übeltäter und daher ein No-Go.
Fluchtinsel für Teich & Pool
Swimmingpools
Swimmingpools sind für Wildtiere wie Igel besonders gefährlich. Ihre Ränder sind nämlich oft vertikal und manchmal sogar noch mit einem Überhang versehen.
Hinzu kommt, dass sie meist viele Chemikalien wie Chlor enthalten.
Sie sollten Pools daher möglichst einzäunen.
Geht das nicht, dann sollten Sie sie zumindest jede Nacht abdecken. Die Abdeckung sollte dabei eng am Beckenrand anliegen, sodass kein Tier darunter schlüpfen kann.
Achtung
Bitte keine schwimmenden Abdeckungen verwenden. Sie bieten keinen Schutz. Stattdessen werden sie sogar zu einer weiteren Gefahr. Fällt ein Igel ins Wasser, kann er nämlich leicht darunter steckenbleiben.
Was, wenn doch ein Igel ins Wasser gelangt?
Für diesen Fall sollten Sie auch hier zusätzlich noch eine Rampe bauen oder sich eine schwimmende Fluchtinsel* zulegen.
Weitere Gefahren, vor denen Sie Igel schützen sollten
- Offene Schächte, in die Wildtiere leicht hineinfallen können. Damit Igel sich hier nicht verletzten oder festsitzen, sollten diese abgedeckt werden.
- Gifte und Pestizide, die Igeln direkt oder ihrer Nahrungsquelle – nämlich Insekten – schaden.
- Abfall, der im Garten herumliegt und an dem sich Igel und andere Tiere verletzen können.
- Netze, in denen sie sich verheddern können. Sportnetze sollten daher stets weggeräumt werden. Auch auf andere Gartennetze (z.B. Vogelnetze) sollten Sie wegen der großen Gefahr für die Tierwelt ganz verzichten.
- Gartenarbeiten: Suchen Sie immer zuerst sorgfältig nach Igeln, bevor Sie Mähen, die Hecke schneiden oder im Garten ein Feuer anzünden. Sie verstecken sich nämlich gerne und sind oft nur schwer zu sehen.
Fazit
Ja, Igel können schwimmen. Sie tun es sogar regelmäßig. Meistens sehen wir es allerdings nicht, weil es nachts passiert. Zu dieser Zeit sind die Tiere nämlich am aktivsten und begeben sie sich am und im kühlen Nass auf Nahrungssuche.
Geraten sie in einen Teich oder Swimmingpool, können Igel allerdings meist nicht alleine hinausklettern. Damit sie nicht zur Todesfalle werden, sollten Sie sie daher möglichst einzäunen oder abdecken. Sie sollten außerdem Ausstiegsmöglichkeiten wie Rampen oder Fluchtinseln anbieten.
Janine
Janine zeichnet schon seit ihrer Kindheit eine tiefe Begeisterung für Tiere und die Natur aus. Als kreative Kraft hinter Vogelfutterhaus hat sie nun Jahre damit verbracht, in die faszinierende Welt der Vögel einzutauchen und wertvolle Ressourcen für Vogelliebhaber zusammenzustellen.