Als zweimaliger Vogel des Jahres (1992 und 2021) ist das Rotkehlchen wahrscheinlich Deutschlands beliebtester Singvogel. Und das ist auch gar kein Wunder, denn das kleine Tierchen ist besonders zutraulich und neugierig und begegnet uns im Garten daher besonders häufig. Graben Sie ein Beet um, dann bietet es sich gerne als kleiner Helfer an. Dabei durchsucht es die umgegrabene Erde geduldig nach diversen Insekten, Würmern und anderem Futter. Selbst in Christuslegenden steht der zutrauliche Vogel Jesus in wichtigen Momenten immer wieder zur Seite.
Das markante Erscheinungsbild mit der putzigen roten Brust macht aus ihm obendrein ein stattliches Fotomodell, das dank der geringen Fluchtdistanz gerne ausgiebig posiert. Als ganz besonderer Sympathieträger wird der Vogel sogar mit Weihnachten, dem Fest der Liebe, in Verbindung gebracht.
In unserem großen Rotkehlchen-Steckbrief erfahren Sie, wie Sie den interessanten Vogel erkennen, anlocken und unterstützen. Sie erhalten außerdem einen Überblick, welches Rotkehlchen-Futter geeignet ist und worauf Sie bei einem passenden Nistkasten achten müssen.
Inhaltsverzeichnis
Namensherkunft
Sowohl der lateinische als auch der deutsche Name des Rotkehlchens geht auf die leuchtende Farbe von Brust und Kehle zurück.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erhielt der kleine Wildvogel von Carl von Linné die lateinische Bezeichnung Motacilla rubecula.”Rubecula” bedeutet dabei so viel wie “Rötchen” und ist eine Anspielung auf die markante leuchtend rote Brust. Der Gattungsname “Erithakus”, der heute verwendet wird, wurde schon durch den römischen Gelehrten Plinius den Älteren verwendet, der durch seine Werke im Bereich der Naturkunde bekannt ist. Eine nähere Bestimmung ist leider nicht mehr möglich.
Auch der deutsche Name “Rotkehlchen” ist stark an den lateinischen Namen – und damit an die leuchtend rote Farbe – angelehnt. Dabei waren viele verschiedene Abwandlungen verbreitet, die keinen Zweifel daran lassen, wie bekannt der Singvogel ist. Die älteste deutsche Namensabwandlung beruht auf dem Wort “Rötele”, das schon im 16. Jahrhundert verwendet wurde.
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Erithacus rubecula
Familie: Fliegenschnapper (Muscicapidae)
Weitere Namen: Rostbrüstchen
Vorkommen: Europa, Nordafrika, Kleinasien
Artbestand: ungefährdet
Lebenserwartung: 13 Monate
Größe: 14 cm
Gewicht: 16-22g
Paarungszeit: März – Juni
Brutzeit: April – Juli
Zugverhalten: Teilzieher
Beobachtungszeit: ganzjährig (tagaktiv)
Feinde: Klimawandel, Parasiten, Infektionskrankheiten, Pestizide, Insektizide, Katzen, Wiesel, größere Raubvögel
Rotkehlchen-Gesang
Hier hören Sie, wie sich Rotkehlchen-Gesang anhört:
So helfen Sie dem Rotkehlchen-Artenschutz
Mit der zunehmenden Industrialisierung werden Futterstellen, Wasserplätze und Nistorte immer knapper für unsere Wildvögel. Obwohl der Artbestand des Rotkehlchens momentan stabil ist, lohnt es sich daher durchaus, es gezielt zu unterstützen. Mit dem richtigen Angebot für die kleinen Vögelchen in Ihrem Garten, werden sie es Ihnen sicher danken. Schließlich werden Sie die prächtigen Tiere nicht nur nach Herzenslust beobachten und fotografieren können. Mit dem richtigen Nistkasten können Sie sie sogar dazu bringen, ihre Heimatbasis bei Ihnen einzurichten.
1. Rotkehlchen-Futter anbieten
Die Vögel in Ihrem Garten zu füttern, ist wahrscheinlich das erste, das Ihnen beim Artenschutz Zuhause in den Sinn kommt. Und das lohnt sich natürlich auch für das Rotkehlchen. Dabei sollten Sie lediglich die Vorlieben des zutraulichen Wildvogels beachten, der in erster Linie ein Insektenfresser bzw. Weichfutterfresser ist. Ist einmal das entsprechende Rotkehlchen-Futter gekauft, dann können Sie sich entspannt zurücklehnen und auf den ersten Besucher warten, der es Ihnen dankend abnimmt.
Sie besitzen noch kein Vogelfutterhaus? Dann finden Sie bei uns die besten Angebote.
2. Vogeltränke für Rotkehlchen aufstellen
Neben dem Futter, ist auch das Angebot von Wasser für Wildvögel mittlerweile lebenswichtig geworden. Schließlich trocknen viele Wasserstellen im Sommer aus und frieren im Winter zu. Den langen Weg auf der Suche nach dem kühlen Nass können Sie dem kleinen Vogel ersparen, indem Sie in Ihrem Garten eine Vogeltränke aufstellen, die täglich ausgespült und mit frischem Wasser aufgefüllt wird. Das Rotkehlchen kann damit nicht nur seinen täglichen Wasserbedarf decken. Mit einem erfrischenden Bad kann es darin auch sein Gefieder reinigen.
Was Sie beim Aufstellen einer Vogeltränke beachten sollten, erfahren Sie hier.
3. Rotkehlchen-Nistkasten anbringen
Wollen Sie dem kleinen Vogel in Ihrer Umgebung nicht nur einen kleinen Zwischenstopp bieten, sondern Ihren Garten zu seinem Zuhause machen, dann sollten Sie zusätzlich einen passenden Nistkasten für Rotkehlchen anbringen. Damit bieten Sie ihm einen sicheren Brutplatz, der vor Feinden geschützt ist. Die nächste Generation des beliebten Singvogels kann so direkt in Ihrem Garten aufwachsen. Beachten Sie dabei allerdings, dass Sie nicht einfach irgendeinen Nistkasten kaufen können.
Den passenden Rotkehlchen-Nistkasten erkennen Sie in erster Linie an der Größe des Einfluglochs.
Das richtige Rotkehlchen-Futter
Rotkehlchen sind reine Weichfutterfresser. Das bedeutet, dass sie sich von tierischer Kost und feinen Sämereien ernähren. Auf dem Speiseteller landen dabei z.B. Insekten, Spinnen und Bodenbewohner wie Würmer oder Asseln. Im Spätsommer und Herbst kommen auch Beeren und anderes weiches Obst hinzu. Diese Nahrung nehmen sie wie alle Weichfutterfresser bevorzugt hüpfend am Boden zu sich. Durch ihren kleinen zierlichen Schnabel können Sie mit Körnerfutter, das meist recht grob ist, nicht viel anfangen. Nüsse oder Sämereien mit harter Schale können sie mit ihm nämlich nicht knacken.
Am Vogelfutterhaus können Sie als Rotkehlchen-Futter vor allem Weich- und Fettfutter anbieten. Das können einfache Haferflocken und feine Sämereien wie Mohn oder Kleie sein. Sie können sich auch entscheiden, den Vögelchen Obst wie getrocknete Rosinen anzubieten. Auch die Gabe von frischem Obst ist möglich. Dieses sollte allerdings möglichst bald wieder entfernt werden, damit sich kein Schimmel bilden kann. Möchten Sie es möglichst einfach halten, dann ist es auch möglich, Mischfutter aus dem Handel zu nutzen. Ein ganz besonderer Leckerbissen können dabei in Öl getränkte Haferflocken sein.
Wie bei allen Wildvögeln sollte man auch ihnen kein Brot anbieten. Dieses kann die Gesundheit der Tiere stark beeinträchtigen.
Nahrung in der Natur
- Insekten
- Spinnen
- Schnecken
- Bodenbewohner (z.B. Würmer, Asseln etc.)
- Obst (z.B. Beeren)
- Wildkrautsämereien
- Wasser
Rotkehlchen-Futter am Vogelhaus
- Weich- und Fettfutter
- Mehlwürmer
- geschabtes Trockenfleisch
- heruntergefallener Talg
- feinste Sämereien (z.B. Kleie, Mohn)
- geschrotete Trockenbeeren- und Früchte
- frisches Obst (Achtung: nach 1 Tag entfernen)
- Mischfutter aus dem Handel
- besonderer Leckerbissen: in Öl getränkte Haferflocken
- Wasser (Vogeltränke)
Aufgepasst
Wie bei allen Wildvögeln gilt bitte kein Brot am Futterhaus anbieten. Von ihm könnte den kleinen Vögelchen der Magen aufquellen und es kann zu ernsten Problemen kommen.
Der passende Rotkehlchen-Nistkasten
Für unsere Wildvögel werden leider auch Nistplätze in der Natur immer knapper. So sehr, dass auch der NABU immer wieder empfiehlt, zum Artenschutz Nistkästen aufzuhängen. Und das nicht nur im Sommer zur Brutzeit. Auch im Winter können sie den Vögeln ein warmes Schlafquartier bieten. Zum Dank können Vogelfreunde die Tiere nach Herzenslust von der Geburt an im eigenen Garten beobachten. Nicht jeder Nistkasten ist allerdings für jeden Vogel geeignet. Wollen Sie das Rotkehlchen gezielt unterstützen, dann sollten Sie für einen passenden Rotkehlchen-Nistkasten daher einiges beachten.
Beim Rotkehlchen handelt es sich um einen Nischenbrüter. Das bedeutet, dass es in erster Linie in Nischen und Spalten seinen Nistplatz anlegt. Das kann an ziemlich unterschiedlichen Orten, meist recht nah am Boden sein. Beispiele sind Nistorte unter Gestrüpp, in Hecken, Mauerlöchern oder Baumhöhlen. Die dort angelegten Nester sind napfförmig – also halb offen – und bestehen aus Moos und Blättern. Im Inneren sind sie mit weichen Federn und stibitzten Haaren ausgepolstert.
Mangelt es an natürlichen Nistplätzen, dann nimmt der putzige Vogel auch gerne einen Rotkehlchen-Nistkasten an. Da sein Nistplatz von Natur aus halb offen ist, ist ein Halbhöhlenbrüter-Nistkasten am besten geeignet. Dieser hat eine zur Hälfte geöffnete Frontseite und ist somit nicht komplett geschlossen. Leider bietet er so allerdings auch Angriffsfläche für Nesträuber.
Wer die Jungvögel noch besser schützen will, der kann es auch mit einem Höhlenbrüter-Nistkasten versuchen. Auch dieser wird von Rotkehlchen öfter angenommen. Achten Sie dabei allerdings darauf, dass er möglichst zwei ovale Einfluglöcher von 32 x 50mm hat. Auf diese Weise ist er noch immer recht offen und es ist wahrscheinlicher, dass er als Rotkehlchen-Nistkasten akzeptiert wird.
Im Allgemeinen sollte der Nistkasten für Rotkehlchen zudem möglichst unbehandelt, witterungsbeständig, massiv und zur Reinigung von einer Seite zu öffnen sein.
Nistplatz in der Natur
- Nischen und Spalten nahe am Boden
- unter Gestrüpp
- in Hecken
- Mauerlöcher
- Baumhöhlen
Rotkehlchen-Nistkasten im Garten
- Halbhöhlenbrüter-Nistkasten
- Höhlenbrüter-Nistkasten
- Einflugloch: zwei a 32 x 55mm
- Lochform: oval
Wann & wo hänge ich einen Nistkasten für Rotkehlchen auf?
Haben Sie sich einmal für den passenden Rotkehlchen-Nistkasten entschieden, dann sollten Sie ihn möglichst schon im Herbst anbringen. So kann er auch im Winter als warmer Unterschlupf dienen. Ist das nicht möglich, dann sollte die Anbringung bis spätestens zu Beginn der Brutzeit im April erfolgen.
Entscheiden Sie sich für den passenden Standort, dann sollten Sie einen Platz in 2-3m Höhe im Halbschatten wählen. Das kann beispielsweise an einer Hauswand, am Schuppen oder dem Balkon sein. Die Hauptsache ist, dass Feinde wie Katzen keinen Zugang haben. Wollen Sie mehrere Nistkästen anbringen, dann sollte zwischen ihnen ein Abstand von 10m eingehalten werden.
Um Ihre Chancen zu erhöhen, dass er tatsächlich bezogen wird, sollte es ausreichend Verstecke und Futter in der Umgebung geben. Hier kommt ein naturnaher Garten mit möglichst vielen Insektenarten ins Spiel. Das Nahrungsangebot kann außerdem mit einem Vogelfutterhaus mit Rotkehlchen-Futter und einer Vogeltränke abgedeckt werden.
Das war es erstmal mit unserem Rotkehlchen-Steckbrief. Wir hoffen, Sie haben ein paar hilfreiche Tipps zum Rotkehlchen erkennen, anlocken und unterstützen erhalten.
Interesse an weiteren Gartenvögeln?
Wir streben an, Ihnen einen Überblick über alle häufigen einheimischen Vögel zu bieten, die in Ihrem Garten einfliegen können. Wir haben Ihnen daher eine Reihe an Vogel-Steckbriefen zusammengestellt, die Sie nach Herzenslust durchstöbern können. Eine Auswahl weiterer beliebter Gartenvögel und den Link zu unseren restlichen Vogelprofilen finden Sie hier: