Nun ist es wieder so weit und die Stunde der Wintervögel 2023 hat geschlagen. Deutschlandweit sind daher wieder zahlreiche Freiwillige unterwegs, die fleißig unsere Wintervögel zählen. Die gemeldeten Zahlen helfen dem NABU anschließend einzuschätzen, wie es um die Population unserer heimischen Vögel steht.
In diesem Artikel verraten wir Ihnen, wie und warum die Zählaktion entstanden ist und was die Stunde der Wintervögel 2023 ergeben hat.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Zählaktion des NABU
Die “Stunde der Wintervögel” ist eine Mitmachaktion des Naturschutzbund Deutschlands (NABU) und des bayerischen Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV), die seit 1991 jährlich stattfindet. Die Idee hinter der Aktion ist es, möglichst viele Bürger dazu zu motivieren, innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Vögel in ihrem Garten oder in der näheren Umgebung zu zählen und die Ergebnisse anschließend an die Organisatoren weiterzuleiten.
Die erste “Stunde der Wintervögel” fand 1991 statt und hatte damals rund 20.000 Teilnehmer. Seitdem hat sich die Aktion zu einer der größten Vogelzählungen in Europa entwickelt und hat jedes Jahr Tausende von Teilnehmern. Die Ergebnisse der Aktion werden von Ornithologen ausgewertet und dienen sowohl zur Erforschung der Vogelpopulationen als auch zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Erhaltung der biologischen Vielfalt.
In den letzten Jahren hat die “Stunde der Wintervögel” auch eine internationale Dimension angenommen und findet in vielen Ländern Europas statt. Dadurch kann man ein noch besseres Verständnis über die Verbreitung und die Veränderungen der Vogelarten in Europa erlangen. Die Ergebnisse der Aktion werden auf der NABU-Webseite veröffentlicht und sind für jedermann zugänglich, um die Erkenntnisse und Ergebnisse zu teilen und zu diskutieren.
Warum es so wichtig ist, unsere Wildvögel zu zählen
Warum die Zählaktion des NABU so wichtig ist und daher regelmäßig stattfindet, hat gleich mehrere Gründe:
Überwachung der Vogelpopulationen
Indem man die Anzahl der Vögel in einer bestimmten Region zählt, kann man Veränderungen in der Vogelpopulation und entsprechende Trends erkennen. Das kann Hinweise darauf geben, ob bestimmte Arten gefährdet sind oder ob es Veränderungen in ihrem Lebensraum gibt.
Wichtige Schlüsse zur Verteilung der Arten
Die Vogelzählung trägt auch dazu bei, die Verteilung der verschiedenen Arten zu erkennen und zu verstehen, wo sie am häufigsten vorkommen und welche Regionen besonders wichtig für ihre Erhaltung sind.
Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels
Die Veränderungen der Vogelpopulationen können auch Rückschlüsse auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur liefern, da einige Arten aufgrund von Wetterveränderungen oder Veränderungen in ihrem Lebensraum gefährdet sein können.
Erkenntnisse zu den Auswirkungen des menschlichen Handelns
Regelmäßige Vogelzählungen können zudem Aufschluss darüber geben, wie das menschliche Handeln – z.B. die Urbanisierung, die Landnutzung und die Umweltverschmutzung – die Vogelpopulationen beeinflusst.
Bildung und Sensibilisierung
Regelmäßige Vogelzählungen helfen außerdem, das Interesse der Öffentlichkeit an der Natur zu wecken und das Bewusstsein für die Bedeutung der Erhaltung der biologischen Vielfalt zu stärken.
So hat sich Deutschland bisher geschlagen
In den letzten 20 Jahren hat es in Deutschland eine allgemeine Abnahme der Vogelpopulation gegeben. Laut der “Roten Liste der Brutvögel Deutschlands” hat sich die Situation für viele Arten verschlechtert.
Einige Arten, wie zum Beispiel die Amsel, die Kohlmeise und der Star, haben ihre Population stabil halten können.
Andere Arten sind jedoch besonders stark betroffen, wie zum Beispiel der Wiesenpieper, der in den letzten 20 Jahren um mehr als 50% zurückgegangen ist, oder der Rauchschwalbe, deren Population um mehr als 70% abgenommen hat. Auch viele Singvögel, die in landwirtschaftlichen Gebieten leben, haben in den letzten Jahren starke Rückgänge erlitten, wie zum Beispiel der Rebhuhn und der Wiesenknarrer.
Die Gründe für die Abnahme der Vogelpopulation sind vielfältig. Zu ihnen zählen u.a. der Verlust von Lebensraum und Nahrung, der Klimawandel, Lärm und Luftverschmutzung, Pestizide und Insektizide sowie direkte menschliche Eingriffe wie die Jagd.
Um die Vogelpopulationen zu erhalten und zu fördern, sind umfassende Maßnahmen erforderlich wie der Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen, die Reduzierung von Umweltbelastungen und die Unterstützung von Bewirtschaftungsmethoden, die die biologische Vielfalt fördern.
Die Ergebnisse der Stunde der Wintervögel 2023
Die Stunde der Wintervögel 2023 hat gezeigt, dass in diesem Jahr weniger Vögel gezählt wurden als im Vorjahr. Dies ist auf das regnerische Wetter und die dadurch geringere Teilnahme der Bürger zurückzuführen. Bis jetzt haben mehr als 77.000 Menschen knapp 1,9 Millionen Vögel gemeldet. Es werden allerdings weitere Nachmeldungen erwartet, die noch bis zum 16. Januar möglich sind.
Laut Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller haben sich typische Wintervögel wie der Bergfink durch den milden Winter zudem in ihren Brutgebieten gehalten, was zu weniger Sichtungen führte.
Auch typische Waldvogelarten wie Buchfink, Eichelhäher, Buntspecht und Kernbeißer wurden in geringerer Anzahl gezählt. Dies kann möglicherweise auf das Mastjahr zurückzuführen sein, was bedeutet, dass es besonders viele Baumfrüchte im Wald gibt und die Vögel somit seltener zur Futtersuche in die Siedlungen kommen müssen.
Die häufigsten gezählten Vögel waren der Haussperling, die Kohlmeise und die Blaumeise – genau wie im vergangenen Jahr.
Es wurden jedoch auch mehr Türkentauben und Zaunkönige gesichtet. Miller vermutet, dass die Türkentaube aufgrund steigender Temperaturen erfolgreicher brütet und der Zaunkönig sich besonders in frostarmen, küstennahen Regionen wohl fühlt.
Die Ergebnisse der Aktion werden von den Ornithologen noch immer detailliert ausgewertet. Beobachtungen können daher noch bis zum 16. Januar unter www.nabu.de/onlinemeldung gemeldet werden.
Die nächste Vogelzählung wird vom 12. bis 14. Mai mit der “Stunde der Gartenvögel” stattfinden.